Heute gibt es von mir einen Beitrag über ein ernsteres Thema. Durch meine Arbeit durfte ich am Mittwoch in der Universitätsklinik Erlangen an einer Fortbildung zum Thema “Organspende und Organstransplantation” teilnehmen und möchte dies auch zum Anlass nehmen ein paar Zeilen dazu zu schreiben. Bei den ganzen Vorträgen der Oberärtze der einzelnen Abteilungen war ein Fakt nicht zu überhören. In Deutschland haben die Organspenden rapide abgenommen. Das mag vor allem an den Presseberichten über den Organspendeskandal liegen, der eigentlich falsch bezeichnet ist… denn es ist nichts bei der Spende falsch gelaufen… sondern bei der Transplantatvergabe wurde gemauschelt. Aber schon vorher wurde in unserem Land verhältnismäßig wenig gespendet.
Wie es oft so ist, reicht ein schwarzes Schaf aus, dass der Wurm drin ist. Nicht alle Transplantationskliniken und deren Ärzte haben Mist gebaut, aber leider wird von vielen der Skandal auf alle übertragen. Jeder kann ja seine eigene Meinung über Organspende haben, ob er bzw. sie es machen würde… egal vor welchen Grundlagen, aber ich war schon sehr überrascht, als ich die Zahlen gesehen habe. Deutschland ist eines der spendefaulsten Länder in Europa, wenn man sich das Verhältnis von Spendern zu Einwohnern ansieht. Da ist Spanien, Koratien und Bulgarien viel weiter vorne. Aktuell muss ein Betroffener bei uns bis zu 10 Jahren warten, bis er ein passendes Organ erhält… und er muss es erst einmal überleben. Die jahrelange Dialyse birgt so einige Gefahren.
Eines wurde mir im Laufe des Mittwochs immer deutlicher, es ist so wichtig sich klar zu werden, ob man spenden würde… und wenn ja, was oder was nicht. Es ist auch völlig ok “nein” zu sagen, nur sollte das jemand wissen. Wir wurden auch von einer Psychologin eingehend informiert, was es für die Angehörigen eines verstorbenen Patienten bedeutet in dieser eh schon schlimmen Situation noch entscheiden zu müssen, ob Organe entnommen werden dürfen. Wollen wir unserer Familie, unserem Partner diese Entscheidung zumuten? Ich denke nicht.
Mit dem Organspendeausweis kann man schnell festlegen, welchen Standpunkt man vertritt und natürlich sollte man dieses Thema auch mal in der Familie ansprechen. Klar, will man sich jetzt nicht mit solchen Themen beschäfftigen, aber eines habe ich bei der Fortbildung gelernt und gesehen: Es kann jeden von uns treffen.
Die Krankenkassen schreiben auch alle zwei Jahre ihre Mitglieder an und informieren über die Organspende und -transplantation und legen immer einen Ausweis bei. Soviel ich weiß, ist dies eh vor kurzem passiert. Außerdem sollte auch der Hausarzt Ausweise vorrätig haben oder man druckt sich einfach einen von der Homepage (siehe Link oben) aus.
Sehr interessant waren die Vorträge der verschiedenen Bereiche, wie Nieren- oder Herztransplantation z. B. bei Kindern. Uns wurde auch genau gezeigt, was man unter einem künstlichen Herzen oder einer Dialyse versteht. Äußerst beeindrucken. Gerade wenn man dann noch den Medizinern und auch einem Rechtsanwalt aus dem Bereich Fragen stellen kann; Personen die genau wissen wovon sie sprechen… war echt super.
So wusste ich beispielsweise nicht, dass Neugeborene erst mit drei bis 14 Monaten eine Blutgruppe bilden und vorher ohne Blutgruppe sind. Die bedeutet natürlich für kranke Kinder, dass vor dieser Zeit eine Organtransplantation ohne die sonst zu beachtende Blutkontabilität wesentlich einfacher ist. Ein Enzym bildet die Gruppe erst im Laufe der Zeit, wobei hierbei wohl die Verdauung = Darmtrakt mit hineinspielt… anscheinden ist diese Erkenntnis auch noch relativ neu. So viele Informationen… mein Hirn ist platzevoll.
Die Fahrt bis hinter Nürnberg war zwar anstrengend, aber es hat sich wirklich gelohnt und es ist total schade, dass nicht jeder Zugang zu diesen Vorträgen hat. Wir wissen so wenig über das Thema und das Wenige wird oft von der Presse verwirrend und unvollständig dargestellt. Dazu kommt, dass Organspende irgendwie ein Tabuthema zu sein scheint. Ähnlich wie bei der Patientenverfügung, wo jeder festlegen kann, was im Ernstfall im Krankenhaus gemacht werden darf, was nicht, ob man lebensverlängernde Maßnahmen wünscht oder ablehnt. Das macht nicht nur erst im Rentenalter Sinn, sondern jetzt schon, denn wenn man Pech hat, entscheidet ein gerichtlicher Betreuer… und nicht einmal der eigene Partner hat dann ein Mitspracherecht.
Ein sehr ernstes Thema heute… aber manchmal muss es halt einfach ernst sein.
Ich finde es klasse, das du dieses ernste und vor allem wichtige Thema an spricht. Es kann jeden von uns treffen und das sollten wir uns alle bewusst machen. Danke für diesen Eintrag
Solche Themen schiebt man gerne vor sich her… ist natürlich toller über was lustiges zu schreiben bzw. zu sprechen.
Ich habe auch einen, gute Sache! Angehörige entscheiden aber als letzte Instanz.
Lebe Berlin I Berlin Fashion BlogToller
Ne, also der Anwalt hat uns dort versichert: Wenn du ankreuzt, du willst spenden oder nicht, gilt das. Egal, was deine Angehörigen sagen. Außer du legst fest, dass deine Angehörigen entscheiden sollen, ansonsten zählt dein Wille da.